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Vom Schulhof zum CHILLspORT: Jugendliche gestalten ihren Lebensraum

NEBourhoods Jugendkultur Neuperlach

Juni 2024. Gemeinsam mit den Schüler:innen entwickelt und gebaut, ist der „CHILLspORT“ auf dem Vorplatz der Mittelschule am Gerhart-Hauptmann Ring weit mehr als nur ein Treffpunkt für Kinder und Jugendliche. Er steht für die positive Erfahrung von Selbstwirksamkeit durch die Möglichkeit zur aktiven Teilhabe an der Gestaltung unseres öffentlichen Raums. Und der damit einhergehenden Sensibilisierung für ihr Umfeld.

Der „CHILLspORT“ ist eine der drei Interventionen im öffentlichen Raum, die im Rahmen der NEB-Aktion „PEARL – Orte für Jugendkultur schaffen“ rund um die Architektin und Stadttheoretikerin Prof. Andrea Benze und die Studierenden der Hochschule München, die Bühnen- und Kostümbildnerin Janina Sieber sowie die Theaterpädagogin Elke Bauer von den Münchner Kammerspielen entstanden sind.
Ausgangspunkt war die gemeinsame Suche mit jungen Neuperlacher:innen nach Orten im Stadtteil, an denen Jugendkultur stattfindet und stattfinden könnte oder sollte. In Gesprächen, teilnehmenden Beobachtungen, Spielen und Diskussionen entstand ein genaues Bild der alltäglichen Lebenswelten und der Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen.

Die Jugendlichen der Mittelschule am Gerhart-Hauptmann-Ring beispielsweise wünschten sich einen Ort zum „Chillen“, um mit Freunden abzuhängen – und zwar dort, wo auch etwas passiert.

Aber was genau braucht so ein Ort eigentlich?

Gemeinsam mit dem Team von PEARL, den Architekturstudierenden der Hochschule München und dem Team von Raumfragen Neuperlach, Adrian Sölch und Raphael Krome, entwarfen und entwickelten die Schüler:innen der Klasse 10v1 mit ihrer Lehrerin Laura Schalay Ideen und bauten sie im realen Maßstab testweise auf. Durch aktivistisches Bauen, gemeinsames Entwerfen und Performen sind in ko-kreativen Workshops die Elemente des „CHILLspORT“ entstanden. die Chillen dort ermöglichen, wo etwas passiert. Sie sind gleichermaßen geschützte Beobachterposition und Bühne, offen für alle.

Performatives Erleben des Stadtraums

Mit dem Regisseur Demjan Duran erprobten die Schüler:innen die großen Modelle in Performanceworkshops und diskutierten sie mit der Schulleiterin Tatjana Pringsheim. Aus der konkreten Auseinandersetzung mit dem Stadtraum entwickelte sich nicht nur der finale Entwurf, den die Schüler:innen mit Unterstützung der Architekturstudierenden Ende Juni mit viel Begeisterung selbst aufbauten. Es entstand auch eine Performance, bei der sie ihre Geschichten, Stimmungen und Emotionen mit den neuen Gegebenheit verbinden: Mit Musik, Körper und Sprache entwirft die Gruppe ein Bild ihrer Realität. „Stimmungsschwankungen“, so der Name der Performance, wurde im Rahmen der Einweihung des „CHILLspORT“ am 28. Juni 2024 aufgeführt.

Öffnung und Aktivierung des Schulhofs

Der „CHILLspORT“ aktiviert nun den Vorplatz der Schule wieder neu: Die schneckenförmige Konstruktion aus Holz wurde auf dem bestehenden, stillgelegten Brunnen aufgebaut. Dessen blau-rote Bemalung schlängelt sich weiter auf den Platz und zeichnet ein Streetball-Feld auf dem Pflaster nach. Der bisher selten benutzen Basketballkorb wird so wieder aktiviert, die beiden mobilen Sitzelemente können zum Zuschauen hierher verschoben werden.

Das Projekt erlaubte nicht nur die Erprobung neuer Herangehensweisen und Lernprozesse für die unterschiedlichen Teilnehmer:innen – aus Hochschule, Schule, Verwaltung und Kreativwirtschaft.
Für die Stadt München ergab sich hier die Möglichkeit, weitere Erfahrungen für die Öffnung der Schulhöfe zu sammeln. Im Rahmen des städtischen Projekts „Vom Schulhof zum Spielhof“, bereits 1993 aufgesetzt und 2022 durch den Stadtrat bestätigt, sollen Schulhöfe außerhalb der Unterrichtszeiten geöffnet werden. Ebenso sollen Schulhofflächen entsiegelt und naturnahe Schulhöfe mit mehr Grünflächen geschaffen werden. Dieses Vorhaben soll insbesondere im Innenstadtbereich vorangetrieben werden. Die Schulhoföffnung schafft damit nicht nur Raum für mehr Spielfreude. Sie leistet gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas (weitere Informationen auf der Website der Landeshauptstadt München)

Neben dem „CHILLspORT“ entstanden auch die Projekte Mobiles Fahrradkino „Ciné Velo Cité“ und der Hörspiel-Audiowalk „FeedBack Neuperlach“


THEMEN
Orte für Jugendkultur • Selbstwirksamkeit • Öffnung der Schulhöfe • (Re)Aktivierung von Plätzen

BETEILIGTE
• Prof. Andrea Benze, Janina Sieber, Architekturstudierende / Hochschule München University of Applied Sciences
• Elke Bauer / Münchner Kammerspiele
• Demjan Duran
• Patrik Thomas
• Martín Valdés-Stauber

„PEARL – Orte für Jugendkultur entwickeln“ baut auf einer mehrjährigen Zusammenarbeit der Hochschule München mit den Münchner Kammerspielen auf und wird wurde in enger Zusammenarbeit und mit Unterstützung des NEBourhoods Transition Hub sowie des Quartiers- und des Handlungsraummanagements von der Idee in die Realisierung gebracht.


Bildnachweis: NEBourhoods/HM:UniverCity, Gabriella Guzman