Creating NEBourhoods Together

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NEBourhoods Nisthocker: Förderung urbaner Biodiversität und Stadtnatur

NEBourhoods Nisthocker Biodiversitaet Cohabitation Neuperlach

Juli 2024. Welche Räume der Cohabitation von Mensch und Tier können entstehen, wenn wild lebende Tiere bereits in den Planungsprozess von Architektur, Freiraum- und Stadtplanung einbezogen werden? Mittels der Planungsmethode „Animal-Aided Design“ haben wir im Rahmen von „Creating NEBourhoods Together“ nach Lösungen auf diese Frage gesucht – mit dem Ziel, die urbane Artenvielfalt in Neuperlach zu fördern.
Der Fokus richtete sich dabei insbesondere auf vorhandene und geplante Grünflächen sowie auf Wohn- und Geschäftsgebäude, auf Neubauten ebenso wie energetische Sanierungen.

Das Ergebnis ist der „NEBourhoods Nisthocker“: eine modulare Holzstruktur, die neben Sitz- und Liegedecks auch Platz für Bäume, Stauden und essbare Pflanzen bietet, ebenso Sonnenschutzdächer und Nisthilfen für Vögel, Fledermäuse und Wildbienen. Eine Skulptur, die Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen vereint. Der Prototyp ist zerlegbar und kann daher bei Bedarf den Ort wechseln.

Entwicklung des Prototypen: Bestandsaufnahme und Zielartenbestimmung

In der ersten Phase der NEB-Aktion „Animal-Aided Design“ bestimmte das für die NEB-Aktion verantwortliche Team von Studio Animal-Aided Design einen regionalen Artenpool für Neuperlach, der rund 400 Tierarten umfasst. Ein Abgleich mit den Standortbedingungen vor Ort führte zur Vorauswahl von 90 Tierarten, für die Neuperlach lebenswert gemacht werden könnte. In einem partizipativen Zielartenauswahlworkshop gemeinsam mit Expert:innen und Vertreter:innen aus Neuperlach wurden die Zielarten weiter eingegrenzt. Basis hierfür waren beispielsweise Fragen, wo die Arten in Neuperlach am besten integriert werden könnten oder wo sich innovative Maßnahmen für die Tierarten auch positiv auf Neuperlach auswirken könnten bis zur Fragen nach möglichen Standorten für Habitatelemente. Nach Auswertung der Workshopergebnisse und Abgleich mit Bedarfen sowie mit möglichen Maßnahmen legte das Team 14 Zielarten fest.
Ziel war dabei auch die Abdeckung eines breiten Artenspektrums und die Erschließung unterschiedlicher Lebensräume. Beispielsweise durch mögliche Fassaden- oder Dachbegrünung, qualifizierte Extensivierung von Grünflächen oder auch Erhöhung des Nahrungsangebots durch blüten- und früchte-, beziehungsweise samenreiche Gehölze und Stauden. Das größte Potenzial zeigte sich dabei für Fledermäuse, Wildbienen, Schmetterlinge und prominente Stadtvögel wie den Haussperling.

Konkrete Umsetzung vor Ort

Wie können nun aber freiraumplanerische-städtebauliche Entwürfe und Szenarien für das mögliche Zusammenleben von Menschen, Tieren und Pflanzen gestaltet sein?

Um die Analyseergebnisse in Habitatelemente im konkreten Stadtraum zu übersetzen, erfolgte die weitere Zusammenarbeit mit der Landschaftsarchitektin und Stadtplanerin Dr. Susann Ahn und dem Landschaftsarchitekten Prof. Dr. Thomas E. Hauck der Technischen Universität Wien. Mit den Studierenden ihres Forschungsbereichs „Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung“ untersuchten sie Treffpunkte und Aufenthaltsorte für Bewohner:innen in Neuperlach. Evaluiert wurden die Orte nach der möglichen Aneignung durch Tiere. Die Studierenden arbeiteten dabei analytisch mit dem von den Geografen Philo und Wilbert geprägten Begriffspaar der „animal spaces“ (Räume die Menschen den Tieren zugestehen, wie Zoo, Stall, Weide, Wildnis) und der „beastly places“ (Orte, die von Tieren tatsächlich genutzt werden).

Ergebnisoffen entwickelten die Studierenden unterschiedlichste Entwürfe – von Netzstrukturen über Fußgängerbrücken und an Fassaden bis zu Gartenhäusern, Biodiversitätsbausteinen für Dachgärten und einem Fledermausturm als System aus Holzschichten. Der zur Umsetzung ausgewählte Entwurf von Hannah Hribek, Larissa Landa und Raya Veselinova orientiert sich an bereits existierenden Strukturen in Neuperlach wie freistehende Pergolen oder auch solche mit Sitzmöglichkeiten vor einer Grünwand. Durch die modulare Struktur mit Habitatelementen für unterschiedliche Tierarten bietet er eine Anpassung an unterschiedliche Standort.

Langfristig soll die Anfang Juli 2024 eingeweihte Skulptur Teil eines neuen Nachbarschaftsgartens werden, der nach und nach mit weiteren Ideen für ein Miteinander von Menschen und Tieren ergänzt werden kann. Erste Ideen hierfür sind Wildbienennisthilfen aus Sand und Lehm, der Bau von Fassadenquartieren für Fledermäuse sowie die Einbettung in einen urbanen, mit essbaren Pflanzen begrünten Dachgarten für die Nachbarschaft und weitere Zieltierarten.

Sensibilisierung der Bevölkerung

Um bei den Bewohner:innen in Neuperlach ein Bewusstsein für Biodiversität im urbanen Raum und für die Lebensräume der Tiere zu schaffen, bot die NEB-Aktion „Animal-Aided Design“ in Zusammenarbeit mit der den Kreativschaffenden Sarah Dorkenwald von UnDesignUnit einen Artenparcours an. Spielerisch und durch experimentelle Perspektivwechsel konnten die Lebensräume der Tiere kennengelernt werden. In anschließenden Diskussionsforen erarbeitete das Team gemeinsam mit der Nachbarschaft, wie eine tierfreundliche Stadt aussehen und das Multispezies-Miteinander organisiert sein könnte.

Weitere Informationen zur Methode Animal-Aided Design


REALLABOR NACHBARSCHAFTSGARTEN

THEMEN
Biodiversität • Cohabitation • urbane Artenvielfalt

BETEILIGTE
NEB-Aktion Animal-Aided Design

Entwurf:
Prof. Dr. Thomas E. Hauck, Prof. Dr. Susann Ahn, Philip Castilleja, Christine Jakoby, Julia Ahm, Todor Andonov, Emanuel Braun, Sebastian Fehringer, Arianna Fois, Clara Frühwald, Nina Verena Gsöllpointner, Maike Heßmann, Maria Rosa Hochreiter, Marie Kaiser, Annalena Kindt, Sophia Lanner, Sandra Obermann, Julia Olf, Sophie Philipp, Tobias-Christoph Piesch, Anastasia Prozorovska, Eliana Ray, Philip Gideon Marius Riedel, Laura-Marie Sipple, Paula Johanna Tappe

Zielarten-Workshop mit Vertreter:innen:
• aus den Referaten der Landeshauptstadt München Stadtplanung & Bauordnung, Klima & Umweltschutz, Bildung & Sport
• des Wohnungsunternehmens WSB
• des Landesbunds für Vogelschutz
• der Ortsgruppe München-Ost des Bund für Naturschutzes
• der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung
• aus der Kirche


Bildnachweis: NEBouhoods/Architekturgalerie München/Patrik Thomas, Landeshauptstadt München/Sylvia Pintarits, TU Wien/Susann Ahn

Animal-Aided Design NEBourhoods Nisthocker Biodiversity
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